Vor knapp vier Monaten hat Deutschland die Vollbremse gezogen, um die Ausbreitung des Coronavirus und die dadurch bedingte Überlastung unseres Gesundheitssystems zu verhindern. Verständlicherweise haben Unternehmen alles gestoppt, Projekte in Frage gestellt, Ausgaben gestoppt bzw. auf den Prüfstand gestellt, sich und ihre Mitarbeiter erstmal ins Trockene gerettet. Richtig und nachvollziehbar.
Nun geht es weiter und die Frage ist, wie man als Organisation mit der aktuellen Situation und der daraus resultierenden Unsicherheit umgeht. Bleibt man im Trockenen, hält das „Ersparte“ zusammen und wartet ab bis alles wieder „normal“ ist oder zumindest klar ist, wie die Zukunft aussieht und die bisherigen Projekte und Prozesse sich vom Lockdown erholen können, um sie dann langsam wieder hochzufahren?
Tatsächlich erfordert die aktuelle Situation anderes Handeln: Es wird kein zurück zu einem „Früher“ geben: Corona ist die Verdichtung eines ohnehin bestehenden Zustands dauernder Unsicherheit und Komplexität. Die durch Corona ausgelöste Krise ist kein einmaliger Ausbruch des Chaos, nachdem wir aufräumen und alles wird wie es war. In ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft beschleunigt sie ohnehin schon existierende Symptome. Unternehmen tun deshalb gut daran sich so anzupassen, dass sie mit diesem dauerhaften Zustand der Unsicherheit zurechtkommen; darin womöglich gedeihen und sich und ihre Wertschöpfungsmodelle immer wieder neu erfinden können. Es gilt Wandlungs- und (Ich schreibe das absichtlich fett und kursiv) Innovationsfähigkeit zu etablieren.
Wer sich schnell einstellt, der wird besser aus der Krise kommen, als derjenige, der im Unterstand darauf wartet, dass das Gewitter endlich vorbei geht. Nochmal: Drohende Umschwünge, der Großwetterlage werden zu unserem Alltag gehören. Die zentrale Eigenschaft, um in dieser Unsicherheit zu bestehen, lautet Wandlungsfähigkeit. Ist ein Unternehmen bzw. eine Organisation so flexibel aufgestellt, dass sie auf Änderungen der Umwelt reagieren kann; das gilt für alle Arbeitsbereiche. Und alle Arbeitsbereiche müssen sich fragen, welche Schritte sie gehen müssen, um den Wandel nicht nur zu ertragen, sondern zu treiben, sich neu zu erfinden, um in der neuen Situation mit innovativen Ideen besser dazustehen als die Konkurrenz. Denn wer neue Situationen nicht nur übersteht, sondern die Umstände, sogar für sich zu nutzen weiß, gewinnt mit der Krise.
Wer also mit sehnsüchtigem Blick auf die Geschäftsmodelle und Prozesse der Vergangenheit wartet, kann nicht die Themen und Projekte der Zukunft in den Fokus nehmen. Nostalgie ist keine Erfolgsversprechende Handlungsmaxime. Wenn andere Abwarten und die eigenen Mitarbeiter Ressourcen haben, ergeben sich Chancen. Chancen das Portfolio endlich zu hinterfragen und umzubauen. Chancen den Umgang mit Daten im Alltag der Unternehmenssteuerung zu etablieren und die dafür notwendigen technischen Schritte zu gehen. Chancen die Plattform zu bauen, die das Geschäftsmodell in die digitale Zeit tragen könnte. Die Chance Prozesse und Strukturen zu erneuern und ggf. zu digitalisieren.
Kurz die derzeitige Situation wir in ein neues Normal übergehen. Das neue Normal wird ein Unsichereres sein. Das gilt für alle; für Mitarbeiter und Marktteilnehmer. Deshalb: Wenn die Unsicherheit bleibt, dann ist jetzt die Zeit loszulaufen und Innovationen zu treiben, um in der neuen Situation als erstes den Claim mit eigenen Ideen abzustecken. Daraus wird sich ein Vorsprung ergeben. Das ist nicht ohne Risiko, aber das gehört nun mal zum Geschäft.