Von der Sentimentanalyse über Gesichtsdetektion bis zu Intelligenten Vorhersagen: Das Unternehmen SingularityNET betreibt einen Online-Marktplatz für Künstliche Intelligenz, auf dem KI-Professionals und -Nerds ihre neuesten Kreationen teilen. Unterschiedlichste Tools, vom kleinen Gimmick bis zum komplexen KI-Service – aus allen Anwendungsbereichen und auf allen Technologieleveln – werden hier angeboten und vermarktet. Alle können mitmachen, bezahlt wird mit Kryptowährung und über Crowdfunding. 

Mit den Themen Künstliche Intelligenz, Blockchain-Architektur und einem innovativen Finanzierungsmodell über Kryptowährung und Crowdfunding verbindet SingularityNET drei große Hypes anscheinend zu einem ziemlich erfolgreichen Geschäftsmodell. Doch halten die Tools und Services auch, was sie versprechen? 

Für diesen Artikel habe ich mir das Netzwerk näher angesehen. Mich interessierte dabei, wie sich die Plattform für den Nutzer anfühlt. Und ob sie wirklich in der Lage sein könnte, KI ein Stück weit zu demokratisieren und so den Fortschritt in diesem Bereich noch schneller voran zu treiben. Immerhin wirbt der Anbieter mit diesem weitreichende Ziel und wird dabei von dem renommierten KI-Spezialisten Dr. Ben Goertzel als CEO und Chief Scientist unterstützt.

Unterwegs auf dem AI Marketplace

Mein erster Eindruck war gut: Nach einem einfachen Registrierungsprozess konnte es direkt losgehen. Unter der Rubrik „AI Marketplace“ standen mir am 10. Dezember 2020 genau 46 verschiedene KI-Dienste zur Verfügung. Bild 1 zeigt einen Ausschnitt der Übersichtsseite:

Bild 1: Ausschnitt AI Marketplace/Übersichtsseite

Die drei Services, die ganz oben zu sehen sind, möchte ich euch kurz vorstellen: Der „Minecrafting Service“ ermöglicht es, ein einfaches Foto in ein Foto im Minecraft-Stil umzuwandeln. Ziel des „Real Time Voice Cloning“-Dienstes ist es, aus einer fünfsekündigen Stimmaufnahme einen Sprachavatar zu generieren, der für verschiedene sprachliche Inhalte genutzt werden kann. Bei „DeOldify Photos“ handelt es sich um ein auf Deep Learning basierendes Projekt, mit dem die User alte Bilder restaurieren und kolorieren können.

Als Entscheidungshilfe gibt es ein Rating-System, wie wir es von Amazon kennen, bei dem die Nutzer bis zu 5 Sternen vergeben können. 

Den Dienst „DeOldify Photos“ habe ich an einem Beispielbild für euch ausprobiert. 

Alte Fotos ganz neu? – Ein Vorher-Nachher-Vergleich

Die Fotos aus dem Album meiner Großmutter ins Hier und Heute übertragen? Schon eine coole Idee, oder? 

Nach einem Klick auf den Service mit dem Indianerbild komme ich auf eine Detailseite, wo ich neben einer kurzen Beschreibung und der Nennung des Dienstanbieters, in diesem Fall handelt es sich um SingularityNET selbst, auch schon eine Übersicht über die Kosten bekomme. 

Ahh, ja, die Kosten – ein guter Punkt! Was kommt hier auf mich zu? Angelehnt an die Blockchain-basierte Architektur der Plattform wird auf der Plattform mit der firmeneigenen Kryptowährung AGI bezahlt. Die Seite https://coinmarketcap.com/de/currencies/singularitynet/ wies zur Zeit meines Aufrufs einen Umrechnungskurs von 0.040891 Euro für diese Währung aus. Konkret hieß dies für mich, dass pro Aufruf des „DeOldify Photos“ Dienstes 0,02 AGI, umgerechnet also ca. 0,1 Euro-Cent, fällig wurden. Als kleiner Bonus stehen neu registrierten Benutzern der Plattform jeweils 15 kostenfreie API Calls zur Verfügung.

Bild 2: Ausschnitt der Detailansicht „DeOldify Photos“

Aber jetzt mal sehen, ob sich diese Investition auch lohnt. Dafür habe ich den Dienst mit einem eigenen Schwarz-Weiß-Foto getestet. Hier seht ihr das Foto im Vorher/Nachher-Vergleich:

Das Ergebnis ist zum Glück weit entfernt von den knallig nachcolorieren Hollywood-Filmen in den 1960ern 😉 und kann sich wirklich sehen lassen. 

Usability groß geschrieben! – Vor- und Nachteile im Überblick

Ich habe mir weitere Services angesehen. Hier für euch die wichtigsten Pluspunkte aus meiner Sicht im Überblick:

  • Das Look and Feel der Plattform überzeugt durch eine einfache und intuitive Benutzeroberfläche. 
  • Die einzelnen KI-Dienste kommen sehr individuell daher. So kann zum Beispiel die Detailansicht an den jeweiligen Dienst angepasst werden. „DeOldify Photos“ verfügt beispielsweise über eine Upload-Maske, um das zu kolorierende Foto hochzuladen. Alle Dienste verfügen über Benutzeroberflächen, die sich an dem zu erwartenden Input und Output orientiert. 
  • Die Bezahlung über die eigene Kryptowährung folgt dem roten Faden des Unternehmens.
  • Die Mehrheit der Dienste hat eine Demofunktion. 
  • Das Rating-System unterstützt die Entwickler bei der Optimierung der KI-Dienste
  • Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, an der Plattform mitzuentwickeln, die zurzeit über 114 Repos auf Github verfügt.
  • Mit der SingularityNET API können KI-Produzenten einen KI-Algorithmus mit vergleichsweise wenigen Programmierkenntnissen in das eigene Produkt oder in die eigene Website integrieren.   

Fazit

Die Ziele von SingularityNET sind durchaus ambitioniert: Eine Plattform zu schaffen, die die KI-Distribution revolutionieren kann – und das basierend auf einer dezentralisierten Blockchain Architektur. Die Idee dahinter, die beiden großen Themen Blockchain und Maschinelles Lernen bzw. Künstliche Intelligenz auf eine innovative Art zu verbinden, um KI einer breiten Masse zugänglich zu machen.

SingularityNET wurde im Jahr 2017 gegründet und steckt somit noch in den Kinderschuhen, doch die großen Ziele des Unternehmens lassen auf eine spannende Zukunft hoffen. Der Status Quo hat mich persönlich überzeugt und die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich das Projekt im rasant wachsenden KI-Zeitalter etablieren wird.    

Links

Hier findet ihr die Links, die ich für diesen Beitrag besucht habe (Stand 12/2020):

https://singularitynet.io/

https://github.com/singnet

https://coinmarketcap.com/de/currencies/singularitynet/

https://blog.singularitynet.io/

Alle Beiträge von Asadulla Ciawasch

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