Um den Corona-Virus einzudämmen arbeiten viele im Homeoffice. Dies trifft auch immer häufiger agile Teams. In diesem Artikel möchte ich dir ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie dir virtuelle Retrospektive gelingt.

Die Technik

Bevor du mit der Retrospektive beginnst, solltest du dir über die Technik bzw. die Tools Gedanken machen. Welche Methoden soll das Tool für dich und dein Team unterstützen? Habt ihr schon ein Tool bei dir im Unternehmen oder benötigst du etwas, dass einfach zugänglich ist? In meinem letzten Projekt haben wir eine Telefonkonferenz über Skype aufgesetzt und zusätzlich Padlet zur Unterstützung der Moderation verwendet. Hierbei waren für mich die folgenden Kriterien bei der Toolauswahl entscheidend:

  • Die Teilnehmer können auch ohne Registrierung teilnehmen
  • Die Teilnehmer können über Vorschläge abstimmen
  • Die Teilnehmer können einfach neue Ideen hinzufügen und eine parallele Zusammenarbeit ist möglich

Padlet erfüllt diese Punkte und daher verwende ich dieses Tool gerne. Ich bereite die Retrospektive mit einem speziellen Thema, einem Motto oder einer Methode vor und verschicke dann den Link an die Teilnehmer.

Phasen der Retrospektive

Für die virtuellen Retrospektiven behalte ich die 5 Phasen bei. Im folgenden findest du eine kurze Beschreibung der jeweiligen Phase zusammen mit meinen Tipps für die Durchführung.

PhasenRetro

 

Phase 1 „“ Set the Stage

Das Ziel in dieser Phase ist es eine gute Atmosphäre zu schaffen. Als Scrum Master kannst du einfache Fragen stellen, wie z.B.:

  • Wo bist du gerade?
  • Welches positive Erlebnis hattest du in den letzten Tagen im Homeoffice?
  • Wie ist deine aktuelle Stimmung? (z.B. kombiniert mit der n-Wort-Methode)

Meiner Erfahrung nach ist es sehr wichtig, dass diese Frage jeder Teilnehmer beantwortet und vor allem, dass jeder Teilnehmer aktiv etwas beiträgt.

Phase 2 „“ Gather Data

Diese Phase dient dazu Transparenz über den vergangenen Sprint zu schaffen. Was lief gut? Was lief schlecht? Gab es besondere Ereignisse? Wichtig finde ich in dieser Phase, dass jeder Teilnehmer den Sprint aus seiner Sicht schildert und jeder eine aktive Rolle einnimmt. Als ich ein Team moderiert habe, wo die Teilnehmer auf 4 Standorte verteilt waren, bin ich teilweise immer von Standort zu Standort gehüpft. Ein anderes Mal habe ich mir alle Namen auf einen Zettel geschrieben und bin alphabetisch durchgegangen. Die Methode „Freiwillige vor“ funktioniert auch, allerdings darfst du als Moderator sicherstellen, dass jeder zum Zug gekommen ist. Hier liegt aus meiner Sicht die größte Herausforderung bei der Moderation der verteilten Retrospektive.

Phase 3 „“ Generate Insights

Warum sind die Dinge wie sie sind? Dies ist die zentrale Frage in dieser Phase und es geht darum in die Tiefe zu gehen und zu verstehen, warum ein Problem vorhanden ist. Dies ist die Grundlage für die Maßnahmen, die in der nächsten Phase abgeleitet werden. Als Moderator lasse ich hier meist eine spontane Reihenfolge zu.

Phase 4 „“ Decide what to do

Basierend auf den Ergebnissen der Phase 3 „Generate Insights“ werden Maßnahmen abgeleitet und vereinbart. Die Güte der Maßnahmen kann man z.B. über ein Voting auch virtuell gut abbilden. Die Teilnehmer dürfen auch in dieser Phase spontan ihre Ideen sprudeln lassen. Wichtig ist aus meiner Sicht auch die Verantwortung der Maßnahmen festzulegen.

Phase 5 „“ Close the Retrospektive

Hier darfst du als Moderator nochmal kurz einen Blick zurück auf die Retrospektive werfen, um damit ein klares Ende zu setzen. Diese Phase bietet nochmal jedem Teilnehmer die Gelegenheit zu einer kurzen Wortmeldung. Bei mir hat es sich bewährt für diese Phase eine zentrale Frage zu wählen. Beispiele dafür sind:

  • Mit welchem Gefühl gehst du aus dieser Retrospektive?
  • War die Zeit sinnvoll investiert?
  • Was war deine persönliche Erkenntnis aus dieser Retrospektive?

Nach der Moderation der ein oder anderen virtuellen Retrospektive, kennst du deine Teilnehmer gut und weißt, wie aktiv sie sich beteiligen. In einem Projekt hatte ich die Herausforderung, dass manche Teilnehmer sehr schüchtern und leise waren. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, dass du jeden Teilnehmer persönlich einbindest und die Antworten auf gestellte Fragen abwartest.

Welche Erfahrungen hast du mit virtuellen Retrospektiven gemacht? Ich freue mich über einen Kommentar von dir!

Du bist auf der Suche nach mehr Informationen zum Thema Retrospektiven? Dies sind aus meiner Sicht sehr wertvolle Seiten:

 

Alle Beiträge von monikaschubert

Dr. Monika Schubert arbeitet am unscharfen Beginn der Produktentwicklung bei OPITZ CONSULTING. Sie hilft Unternehmen ihre Produkte so zu definieren und anzupassen, dass die Anwender sie lieben und gerne benutzen. Neben ihrer Projekttätigkeit treibt sie als Leiterin des Kompetenzteam Anforderungs- und Testmanagement aktiv die Recherche, die Weiterentwicklung und den Wissenstransfer neuer Konzepte voran.

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