Wie modelliere ich eine Situation, in der Entscheidungen durch verschiedene Personen geprüft werden sollen?

Das Thema Vier-Augen-Prinzip kennen sicher viele, die sich hin und wieder mit Prozessmodellierung beschäftigen: Als Bank möchte ich beispielsweise sicherstellen, dass die Kreditentscheidung eines Mitarbeiters von einer Kollegin geprüft und diese Prüfung dokumentiert wird. Ähnliche Anforderungen begegnen uns, wenn in einer Versicherung eine Risikoentscheidung getroffen werden soll.

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Genemigung mit zwei Genehmigern

Ein einfacher Weg, diese Situation zu modellieren, ist die Nutzung eines Human Task für jeden Genehmigungsschritt: Die Process-Engine erstellt einen Human Task und weist den Fall einem Genehmiger zu. Dieser prüft den Fall und dokumentiert seine Entscheidung. Ist die Anfrage genehmigt, wird der Fall über einen Human Task einem weiteren Genehmiger vorgelegt, anderenfalls endet der Prozess. Der zweite Genehmiger prüft nun den Fall und dokumentiert seine Entscheidung. Hat auch er genehmigt, gilt die Anfrage als genehmigt, sonst ist der Fall abgelehnt.

Doch was tun, wenn fallweise weitere Genehmiger hinzukommen sollen, beispielsweise weil ab einer gewissen Auftragshöhe der Fall einem Abteilungsleiter oder einer Geschäftsführerin vorgelegt werden soll? Wir könnten unser Modell um weitere Human Tasks und Gateways, die die Entscheidung abbilden, erweitern. je nach Komplexität kann das aber sehr schnell sehr unübersichtlich werden. Einfacher ist es, diese Dynamik bereits im Prozessmodell zu berücksichtigen.

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Dynamische Genehmigung mit Rule-Task und Mehrfach-Instanzen

In unserem Beispiel wird anhand eines Regelwerks für den vorliegenden Fall eine Liste von Genehmigern ermittelt. Damit verstecken wir die Details der Entscheidung vor dem Betrachter unseres Prozessmodells. Die Modelierung und Auswertung der Regeln erfolgt gesondert, zum Beispiel mithilfe der DMN.
Für jeden Eintrag der so ermittelten Liste wird sequentiell ein Human Task erzeugt und einem Genehmiger zugewiesen. Sobald ein Genehmiger die Anfrage ablehnt, gilt der Fall insgesamt als abgelehnt, es werden somit keine weiteren Human Tasks mehr erzeugt.

Das Beispiel kann noch flexibler gestaltet werden, indem die Genehmiger parallel anstatt sequentiell benachrichtigt werden. Die BPMN bietet zudem die Möglichkeit, eine Bedingung für die Beendigung einer Mehrfach-Ausführung zu formulieren. Damit könnten wir beschreiben, dass der Fall per Mehrheitsbeschluss genehmigt ist, sobald zwei von drei Genehmigungen vorliegen. Alternativ könnten wir ein Regel-Set definieren, um nach Erhalt aller Rückmeldungen über die Fallgenehmigung zu entscheiden, beispielsweise um einzelnen Stimmen mehr Gewicht zu verleihen.


Dieses und weitere Prozessmuster finden Sie auch auf unserem Poster ‚Erfolgreiche BPM-Pattern aus der Praxis‘

Alle Beiträge von Christoph Ortmann

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